Es scheint so zu sein, dass die letzten Worte, die ein Mensch vor seinem Tode spricht, auf eine geheimnisvolle Art besonders sind. Vielleicht wird ein Leben angesichts des Todes abgeschlossen oder vollendet. Oder Worte sollen über das Sterben hinausweisen oder ein Leben über den Tod hinweg retten. Vielleicht soll auch einfach etwas bleiben. Eine letzte Erinnerung.
Die Sieben Letzten Worte Jesu Christi berühren möglicherweise, weil im Sterben wahrhaft Göttliches von wahrhaft Menschlichem eingeholt wird. Der Sohn Gottes zeigt sich als Menschensohn. Sein Sterben berührt wie jedes Sterben. Im endenden Leben, im Sterben, leuchtet Leben in seiner Präsenz und Zerbrechlichkeit auf. Vielleicht bleibt auch angesichts des Todes noch diese eine Bitte: Sprich nur ein Wort – und meine Seele wird gesund. Nicht nur eine Bitte an den Herrn sondern an jeden, der mir stirbt.
Konsequenterweise folgen daher den Gedanken zu den Sieben Letzten Worten ein Gedanke zu dem Einen Wort. Traditionell gehören diese Gedanken in die österliche Fastenzeit. Existenziell gehören diese Gedanken in die Zeit der Gegenwart des Todes.
I
Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.
Lk 23,34
vergib
ihnen
vergib
mir
die
zeit
des
vergeben
ist
für
mich
vorbei
zurück
bleibt
die
schuld
deine schuld
und
meine schuld
nichts
kann
mehr
gut
gemacht
werden
kein
gutes
wort
keine
gute
tat
kein
es tut mir leid
nur
ein
letzter
atemzug
versöhnung
II
Amen, ich sage dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.
Lk 23,43
heute
noch
werde
ich
in
den
tiefsten
abgrund
meines
lebens
geworfen
trennung
einsamkeit
verwirrung
finsternis
schmerz
tot
ist
das
das
paradies
dein
paradies
ist
meine
hölle
oder
ist
mit
dir
schon
ein
teil
von
mir
dort
heute
schon
III
Frau, siehe, dein Sohn!
Siehe, deine Mutter!
Joh 19,26-27
fürsorglich
über
den
tod
hinaus
der
sterbende
sorgt
sich
um
die
lebenden
sorgt
vor
keiner
soll
allein
sein
allein
zurückbleiben
siehe
deine kinder
deinen partner
deine familie
deine freunde
du
fehlst
mir
ich
bin
allein
fürsorglich
für
mich
oder
für
dich
IV
Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?
Mk 15,34
mein gott
mein gott
ich
hatte
noch
nie
solche
angst
lass
mich
doch
nicht
alleine
halte
meine
hand
lass
sie
nicht
los
halte
mich
halte
mich
am
leben
und
du
versagst
du
kannst
machen
was
du
willst
ich
sterbe
V
Mich dürstet.
Joh 19,28
ein
letztes
mal
in
mich
aufnehmen
das
leben
in
vollen
zügen
nehmen
ich
habe
noch
eine
bitte
einen
wunsch
gehalten werden
dich sehen
noch etwas sagen
nichts sagen
allein sein
beisammen sein
noch ein tag
noch eine nacht
noch einmal liebe
du
ein
letztes
mal
VI
Es ist vollbracht.
Joh 19,30
es
ist
schwer
zu
sterben
vielleicht
ist
es
das
schwerste
in
meinem
leben
ein
moment
in
dem
alles
ist
es
ist
schwer
dich
sterben
zu
sehen
du
gehst
und
ich
bleibe
ein
moment
in
dem
alles
ist
VII
Vater, in Deine Hände lege ich meinen Geist.
Lk 23,46
mich
in
deine
hände
legen
wie
mich
die
hebamme
legte
in
hände
nun
legt
mich
der
tot
in
wessen
hände
und
deine
haltenden
hände
lassen
mich
los
müssen
mich
loslassen
damit
ich
gelegt
werde
ins
grab
Nachwort
Sprich nur ein Wort
Lk 7,7
Mt 8,8
sprich
kein
wort
alles
ist
gesagt
alles
ist
gelebt
alles
ist
geliebt
sprich
kein
wort
du
kannst
nur
sagen
was
ich
schon
lange
weiß
weil
du
es
bereits
gesagt
hast
wir
fühlten
dachten
lebten
liebten
ein wort
bleibt
letzte worte
auf wiedersehen
lebwohl
servus
adieu
tschüß
es
tut
mir
leid
ich
liebe
dich
danke
du
jeder
tag
ein
fest
willi oberheiden