Sich Öffnen

In der momentanen politischen Situation nicht nur hier in Deutschland wäre ein „Öffne Dich“ möglicherweise hilfreich. Offen werden für das, was den Anderen bewegt, ohne eine Positionierung für Demokratie, Grundgesetz und Menschenrechte aufzugeben.

Es geht um eine doppelte Offenheit. Es geht um Hören und Sprechen. Wenn Kommunikation gelingen will, steht für mich am Anfang das Hören. Es scheint widersprücklich, da doch zuerst jemand reden muss, damit ich etwas hören kann. Ich glaube aber, dass das (wirkliche) Hören schwerer fällt und dass ohne verstehendes Hören Kommunikation nicht gelingt. Dialog ist dann nicht in erster Linie wechselseitiges Sprechen sondern wechselseitiges Hören.

Im Hören öffne ich mich dem Verstehen, was der Redende mir sagen möchte, mir über sich sagen möchte. Wenn es gelingt, kommt es zu einem gegenseitigen Verstehen. Das Verstehen ist dann die Grundlage für eine mögliche Veränderung der Standpunkt oder Haltungen. Ich kann mich verändern, muss es aber nicht.

Im Reden öffne ich mich hin zur Wahrhaftigkeit. Sind meine Worte Lüge, oder unterstelle ich dem Anderen zu  lügen, gibt es keine Öffnung auf einander zu. Die Öffnung ist nur scheinbar. Man könnte sagen ein Dialog ist noch keine Kommunikation im eigentlichen Sinne. Ohne Wahrheit und Wahrhaftigkeit enststeht keine Offenheit und damit kein Bezogen sein aufeinander.

Reden und Hören sind aufeinander bezogen, wenn beide Seiten abn einem ehrlichen Dialog interessiert sind. Das zu beteuern reicht nicht. Ein respektvolles Akzeptieren des Anderen gehört zum Gelingen des Dialoges dazu. Lehne ich den Anderen ab oder verachte ich ihn, scheint mir ein Dialog schwierig oder gar unmöglich. Respektvolles Akzeptieren des Anderen ist kein blindes Übernehmen der Einstellungen des Andere. Es geht um verstehendes Hören, nicht um unkritsche Übernahme von Einstellungen. Und der Dialog sollte frei sein und ohne Zwang.

„Öffne Dich!“ – Markus 7,34

Jesus heilt jemanden, der taub und stumm ist. Jesus kann es! Er ist der Sohn  Gottes, Gott selber. Das Heilungswunder als Erweis seiner Macht und Göttlichkeit.

Ich möchte einen Schritt weiter gehen. Das Reich Gottes, ein glückliches und vollendetes Leben, wird vorgestellt. In dieser Lebenswelt gibt es keine Benachteiligten, keine Ausgeschlossenen. Auch niemand, der wie hier ausgeschlossen ist von der Kommunikation. 

Wenn ich noch einen Schritt weiter gehe, ist die Offenheit in der Kommunikation miteinander die Möglichkeitsbedingung für ein glückliches Leben aller Menschen. Erst die Offenheit für einander macht es möglich, dass glückliches Leben gelingen kann. Reich Gottes wäre dann ein Raum gelungener Kommunikation. Und wo Kommunikation gelingt, wo gegenseitiges Verstehen gelingt, wird Reich Gottes oder – in nichtreligiösen Sprache – glückliches Leben vorweggenommen.

Jesus sagt zu jedem „Öffne Dich!“ Vielleicht ein Appell in unserer politischen Situation. Es wäre möglicherweise ein Anfang.